Fußball spielen, Kopfballtraining, dumpfe Leere. Die Frage nach dem eigentlichen Ursprung, Fußballphilosophie. Phrasendrescherei. Und dabei wäre doch alles so einfach, denn "beim Fußballspielen verkompliziert sich alles erst durch das Vorhandensein der gegnerischen Mannschaft" (Jean-Paul Sartre). Ausweglosigkeit? Nimm‘ den Ball und schieß ihn zwischen die Pfosten, dabei nicht zu hoch und möglichst weit entfernt vom Torwart, die optimale Distanz zwischen dem Aluminium und dem zum Fangen bereiten Keeper führt zum Erfolg. Nur das Tor zählt, denn wer kein Tor schießt, kann auch nicht verlieren. Das Runde muss ins Eckige. So einfach ist das. Aber: "Die annere kenne aach kicke" (Sepp Herberger). Was also nun? Beistand von oben, der kann nie schaden. Die getauften Heiden bekehren sich zum Fußballgott, beschwören Fortuna und die Lederkugel. Irgendwie muss es klappen. Und wenn nicht, stell‘ den Allerheiligen in die eigene Abwehr. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn "an Gott kommt keiner vorbei – außer Libuda". Also: Ausschalten. Wegknippsen. Abgrätschen. Doch kann das alles sein? Was steckt dahinter? Wo ist die Geschichte dahinter? Wer, und vor allem: Warum? "Das Geheimnis des Fußballs ist ja der Ball" (Uwe Seeler), und dieser, das haben viele allzu spät gemerkt, ist bekanntlich rund. So läuft also der Hase, oder wenn es ganz gut läuft, sogar der Ball. Nämlich rund. Eine runde Sache also, wenn es denn läuft. Wenn da nur diese verdammten Regeln nicht wären, die immer wieder für Missverständnisse sorgen. Ein Spiel dauert halt nur 90 Minuten, selbst dann, wenn der Schiedsrichter auf Abseits entscheidet. Dieses entsteht nämlich auch erst durch das autoritäre Gebären des Mannes in schwarz. Abseits ist, wenn der Schiedsrichter... Lassen wir das. Denn was danach kommt, ist ja eh das Schönste. Die dritte Halbzeit, Stammtischakrobatik, promillegeschwängerte Steilpassvorlagen für altinternationale Wadenbeisser. Auch hier, Achtung: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel" (Sepp Herberger), und wer dieses nicht beachtet, wird schnell merken, dass das nächste Spiel eh immer das schwerste Spiel ist. Also immer ruhig mit den jungen Pferden, aber nicht zu kritisch, denn einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Stabreimdichtung fürs ewige Buch der Fußballweisheiten. Ist es auch wirklich so? "So issas" (Uwe Seeler). Nur einer scheint dem Ganzen noch nicht auf die Schliche gekommen zu sein. Aber Matze Sammer ist es zu verzeihen. Ursprung verpflichtet, vergiss‘ deine Wurzeln nicht und vor allem: Denk‘ daran, wo du her kommst. Denn dort, ja da ist das nächste Spiel halt immer noch das nächste. So einfach kann es eben doch sein. Zumindest wenn man schon im Vorschulalter lieber am Kopfballpendel als an seinen Teddybären gehangen hat. Fußball ist nur ein Sport. Es ist ein Spiel. Und ein Spiel braucht Spieler. Spieler wie Matze Sammer aus dem Osten. Denn der, der weiß was er ist: "Ich bin auch ein Mensch". Was für ein Glück.
2001-02-16
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